Das Reichsluftfahrtministerium wurde 1935 - 1936 nach Plänen von Ernst Sagebiel errichtet. Heute beherbergt der Baukomplex nach HPP International ca. 2.000 Büroräume, darunter 1-Achs-Räume mit ca. 16 m2 (1.735 Räume), 2-Achs-Räume mit ca. 32 m2 (220 Räume) und Räume mit mehr als 32 m2 (36 Räume). Dazu kommen ca. 19 Besprechungsräume, 3 Sitzungszimmer und Räume für spezielle Funktionen. Die Grundstücksfläche beträgt 45.700 m2, die überbaute Fläche 22.500 m2, die Bruttogeschoßfläche 104.500 m2 und die Hauptnutzfläche 49.300 m2.
Das ehemalige Reichsluftfahrtministerium ist zusammen mit dem ehemaligen Reichspropagandaministerium stadtbaugeschichtlich das letzte Zeugnis der Regierungsmeile "Wilhelmstraße" überhaupt, zugleich das letzte Zeugnis der nationalsozialistischen Überformung dieser Regierungsmeile. Allerdings brachte der nationalsozialistische Staat durch Enteignung jüdischer Haus- und Grundbesitzer vor dem Hintergrund der "Neugestaltung der Reichshauptstadt" bereits ab 1937 die Grundstücke der Wilhelmstraße jenseits des Reichsluftfahrtministeriums in seinen Besitz, um dort den Neubau eines Reichspostministeriums vorzubereiten.
Mit den preußischen Nachbarbauten stellt das Reichsluftfahrtministerium aber auch den einzigen erhaltenen Baukomplex im stadtbaugeschichtlich wichtigen Bereich der westlichen Leipziger Straße bis zum Potsdamer Platz hin dar. Das Kriegsministerium, der benachbarte Komplex preußisches Abgeordnetenhaus/Herrenhaus und vor allem das provisorische Reichstagsgebäude sind Fixpunkte der Vorgeschichte des Standorts. Neben den preußischen Bauten im Westen des Reichsluftfahrtministeriums erinnert noch der heute kümmerliche, früher prächtige und berühmte Garten an diese Zeit.
Das Reichsluftfahrtministerium kann baugeschichtlich als das erste Musterbeispiel rationalisierter Bauweise mit der Zielsetzung einer hohen Raumflexibilität in der NS-Zeit gelten. Zeittypisch ist die Verkleidung des Stahlbeton- bzw. Stahlskelettbaus mit Naturstein. NS-spezifisch ist vor allem der zunächst nicht vorgesehene "Ehrenhof“, im Innern der große Festsaal, der den "Ehrenhof“ axial dominiert. Von der NS-Propaganda wurde das Reichsluftfahrtministerium in Bildwerken öfter als der Reichsbankneubau gezeigt, allerdings plante Göring den Umzug in einen repräsentativeren, durch Albert Speer entworfenen Neubau in der Nähe des im Zuge der Nord-Süd-Achse gelegenen "Runden Platzes".
Der Bau ist nutzungsgeschichtlich während der NS-Zeit als Ort der Vorbereitung und Organisation des Krieges, aber auch als Ort des antifaschistischen Widerstands ("Rote Kapelle") zu werten. Nach dem Krieg war er zunächst Sitz der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), in der DDR-Zeit - anknüpfend an eine in der Weimarer Zeit begründete Tradition - "Haus der Ministerien".
Nach der "Wende" wurde der Baukomplex (etwa 46.800 m2 Gesamthauptnutzfläche) als Sitz der Treuhand ("Detlev-Rohwedder-Haus") - ähnlich dem Reichsbankgebäude - zu einem Schlüsselgebäude der deutschen Vereinigungsgeschichte. Neben der Treuhandanstalt, die etwa 70 % der Gebäude nutzt, finden sich heute in dem Bau noch das Bundesministerium der Finanzen, Außenstelle Berlin, (etwa 8.000 m2), der Bundesrechnungshof (etwa 2.800 m2) sowie einige kleinere Einrichtungen wie etwa das "Gesundheitszentrum am Potsdamer Platz" (ehemalige Poliklinik). In den etwa 2.000 Büroräumen sind gut 2.000 Mitarbeiter tätig.
Seit der deutschen Vereinigung im Herbst 1990 war das ehemalige Haus der Ministerien Objekt von Instandsetzungs- und Modernisierungsinvestitionen durch die Treuhand bzw. das Bundesvermögensamt in großem Umfange (wohl etwa 100 Millionen DM). Dabei wurden etwa die Sanitärinstallation erneuert und das Rechenzentrum modernisiert. Im Bereich der mit Zinkblechen neu eingedeckten Dächer wurden Wärmedämmaßnahmen durchgeführt. Die Büroräume wurden zur Nutzung moderner Kommunikationstechnologien verkabelt, der Fußbodenbelag, die Marmor- und Holzflächen instandgesetzt, die Wandflächen mit einem weißen Anstrich versehen. Zur Zeit wird der 1960 geschaffene Speisesaal mit einem Kostenaufwand von knapp 20 Mio. DM erneuert. Auf der Südseite des Komplexes werden erste Erfahrungen mit der Instandsetzung der Muschelkalkplattenfassaden gesammelt.
Stadträumlich bedarf der Bau entlang der Leipziger und ehemaligen Wilhelmstraße einer neuen stadträumlichen Fassung. Dabei sollte der "Ehrenhof“ keine irgendwie geartete Entsprechung auf der gegenüberliegenden Straßenseite finden, sondern negiert werden. Aufgrund der großen Gefahr einer funktionalen Monotonie der Straßenzüge entlang der Fronten des historischen Baukomplexes sollte nicht nur bei den gegenüberliegenden Neubauten in den Erdgeschoßzonen städtische Nutzungen vorgesehen werden, sondern auch beim ehemaligen Reichsluftfahrtministerium selbst die Öffnung des Erdgeschoßbereichs für städtische Nutzungen geprüft werden.
Hinsichtlich des Umgangs mit dem Gebäude ist eine Öffnung des "Ehrenhofs" durch Niederlegung des Zauns, eine Neugestaltung des Hofes und eine bauliche wie farbliche Akzentsetzung, die die starre Axialität des Hofraums aufbricht, erwägenswert. Der den Hofraum bestimmende Festsaal sollte ebenfalls verfremdet werden. Neue architektonische Akzente könnten auch im Bereich des Vorplatzes Ecke Leipziger/ehemalig Wilhelmstraße und an der langgestreckten Fassade an der Leipziger Straße gesetzt werden. Besonderer Anstrengung bedarf die Gestaltung des ehemals berühmten Gartens. Wichtig ist - auch im Hinblick auf das im Süden angrenzende, durch die Terrororganisationen des NS-Staates geprägte Areal - eine angemessene Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand im Reichsluftfahrtministerium.